Dienstag, 25. Oktober 2011

Wer will wie wohnen? - Ein Nachtrag

Doch nicht so normal?!

Seit der Konfrontation mit der Frage nach Normalität ist einige Zeit vergangen, und offensichtlich werden wir von anderen als nicht so normal wahrgenommen wie Dirks Eintrag vermuten lässt. Wie kann das sein? Ein erneuter Blick auf die Zahlen des Statistischen Bundesamtes bringt Licht ins Dunkel:

Die Statistik

Die Darstellung der Zahlen von Dirk ist zwar korrekt: Wir gehören ab Dezember zu den 52% Paaren mit Kindern unter 18 Jahren, bei denen beide Elternteile arbeiten. Berücksichtigen wir hier jedoch den Umstand, dass unsere Jüngste noch keine drei Jahre alt ist und betrachten die Zahlen zur Erwerbstätigkeit von Müttern mit Kindern dieses Alters stehen wir in Westdeutschland vor folgender Tatsache: nur 28,7% aller Mütter sind hier erwerbstätig, davon 75,6% in Teilzeit. Das heisst, dass noch nicht einmal jede vierte Mutter von diesen nicht mal 30% aller Mütter mit Kindern unter drei Jahren vollzeiterwerbstätig ist. Oder andersherum: Nur 7% der Mütter mit Nachwuchs im Alter von bis zu drei Jahren arbeiten in Vollzeit. Es ist also ganz augenscheinlich „unnormal“ als Frau in dieser Situation eine Vollzeitstelle zu besetzen.

Weiterhin sind zwar bei 52% der Paare beide Elternteile erwerbstätig, jedoch nur bei 22% beide in Vollzeit.

Dirk ist in seinem Text nicht auf unseren Bildungsstand eingegangen. Wir haben beide Abitur und gehören somit im Bezug auf die schulische Ausbildung mit 25,8% zur zweitgrößten Gruppe im Jahr 2010, hinter 37% mit Volks-/Hauptschulabschluss und vor 21,7% mit Realschul- oder gleichwertigem Abschluss.

Im Bezug auf den beruflichen Bildungsabschluss gehören wir mit 7,5% bzw. 5,0% jedoch zur Minderheit der Bevölkerung. Auch hier könnte man zu dem Schluss kommen, wir seien nicht „normal“.

Das Durchschittsalter von Frauen bei der Geburt ihres ersten Kindes beträgt 28,9 Jahre- ich war bei der Geburt meines ersten Kindes 24, beim zweiten 27 Jahre alt und somit zu jung um der Norm Genüge zu tun.

Die „normale“ Wohnform

Wenn wir die beiden „Normalo-Alternativen“ kleines Einfamilienhaus vs. Wohnung nach Standard des sozialen Wohnungsbaus betrachten, bleibt festzuhalten, dass wir momentan letztere für uns gewählt haben. Warum wohnt eine offensichtlich nicht ganz normale Familie in einer Wohnung für ganz normale Familien? Ist es unser Traum so zu wohnen? Anscheinend nicht, denn sonst würde ich mir die Frage „Wie wollen wir wohnen?“ auf diese Art und Weise gar nicht stellen.

Käme die sprichwörtliche „Gute Fee“ vorbeigeflattert um mir meinen Wohnwunsch zu erfüllen, dann würde ich meine Worte jedenfalls sehr sorgfältig wählen. Denn wie in Urlaubskatalogen die Beschreibung „gute Verkehrsanbindung“ durchaus nicht selten mit „direkt in der Einflugschneise des Flughafens“ übersetzt werden kann, muss man auch beim Wünschen eine gewisse Vorsicht walten lassen. Ich spreche da aus Erfahrung. Was würde ich der Guten Fee also sagen?

Dass ich gern mindestens vierzig Quadratmeter mehr hätte, die jedoch gut und sinnvoll verteilt sein sollten. Die Bäder sollen bitte jeweils mit einem Fenster ausgestattet sein, so wie selbstverständlich alle anderen Räume der Wohnung auch. Der Balkon bitte doppelt so groß oder gleich im Erdgeschoss/Hochpaterre mit kleinem Garten oder Zugang zu einem von vielen netten Menschen genutzten „Innenhof“. Küche und Schlafzimmer sollten bitte so angeordnet sein, dass Essensgerüche nicht die süßen Träume stören und Schlaf- und Wohnzimmer so weit auseinanderliegen, dass auch wenn im Wohnzimmer noch geklönt wird, selbst leichte Schläfer schlafen können. Ein Zimmer mehr wäre auch wünschenswert, ebenso ein gutes Raumklima, schimmelfreie Räume und ordentlich isolierte Wände. Die Wohnung sollte gut an das Netz des ÖPNV angeschlossen und auch mit dem Auto gut erreichbar sein und gleichzeitig nicht an einer Hauptverkehrsstraße liegen. Einkäufe sollten bitte zu Fuß erledigt werden können, ebenso soll der Weg zwischen Wohnung und (ansprechender!) Gastronomie auch mit dem einen oder anderen Gläschen hinter der Binde auf zwei Beinen zurückgelegt werden können. Ach ja: in Hamburg liegen und bezahlbar sein soll das Ganze selbstverständlich auch. Und mit „in Hamburg“ meine ich hier im Übrigen nicht den Großraum Hamburg, sondern den Raum östlich der A7, (deutlich) westlich der A1, südlich des Flughafens und nördlich der Elbe.

Ich hoffe, meine Gute Fee muss jetzt nicht zum Treffen der Anonymen Guten Feen mit unerfüllbarem Wohnungswunsch gehen, aber eine Wohnung in der Art wäre schon recht schön.

Montag, 3. Oktober 2011

Wer will wie wohnen?

Was ist normal?

Kürzlich wurde ich wieder einmal mit der bei mir des öfteren auftauchenden Frage nach Normalität konfrontiert, die an dieser Stelle mit einer ersten Kurzbetrachtung im Bezug auf Wohnen und Leben von Familien beantwortet werden soll: Was ist eigentlich normal, wie sieht normales Wohnen und normales Leben aus; sind wir noch normal?

Die Statistik

Ein Blick auf die Statistik offenbart, dass unsere Familie erschreckend normal zu sein scheint. Wie bei 52% aller Kinder unter 18 Jahren gehen auch bei uns beide Elternteile arbeiten, meine Frau gehört damit zu den 72% arbeitender Frauen mit Kindern unter 25 Jahren. Wie bei 73% aller Paare bin ich etwas älter als meine Frau (auch wenn der Abstand etwas zu klein ist für den Durchschnitt); mit 47% aller Kinder gehören unsere auch zur größten Gruppe mit einem Geschwisterkind. Und spätestens bei der Betrachtung von nicht-ehelich und ehelich geborenen Kindern sind wir vollständig auf der „sicheren Seite“, haben wir doch von jedem eines und können somit für unsere beiden Kinder gemeinsam 100% abbilden (wenngleich wir natürlich eigentlich je einmal ca. 30 und 70% haben). Und selbst wenn der Durchschnitt der „Feind jeder Erkenntnis“ ist, wie ein ehemaliger Professor von mir zu sagen pflegte, wird auch in vielen anderen Bereichen des Alltags wird immer wieder deutlich, dass ein Ehepaar mit zwei Kindern als Normalität betrachtet wird; Familienkarten gelten meist für zwei Erwachsene mit zwei Kindern, in die meisten Autos passen problemlos zwei Kindersitze hinein und erst ab dem dritten Kind gibt es mehr Kindergeld.

Wandel im Wohnen

Und auch beim Wohnen drängt sich als normale Wohnform die vermeintlich vorherrschende Wohnform des Lebens in einer Kleinfamilie als verbreitet auf. Die meisten Menschen scheinen davon zu träumen in einem kleinen Einfamilienhaus zu wohnen und somit das auch in Werbung und Literatur propagierte Idealbild zu verwirklichen. Doch können wir diese Form tatsächlich als Normalität bezeichnen? Ein erster Blick auf die jüngere Geschichte zeigt: Zwei Dinge scheinen auf jeden Fall dafür zu sprechen.

Zum einen ist insbesondere im sozialen Wohnungsbau in zwei DIN-Normen die Ausgestaltung von Wohnfläche festgelegt und Wohnungen sind in vielen Fällen auch tatsächlich für eine Familie mit zwei Kindern ausgelegt. Zum anderen ist nach Stand der Forschung insbesondere in den 60er Jahren die Kleinfamilie eine „kulturelle Selbstverständlichkeit“, die von der Masse der Bevölkerung als unhinterfragte Norm entweder gelebt oder angestrebt wurde (Peuckert 1999, S. 20). Doch wie so oft trügt der erste Blick. Nachdem sich die Vielfalt der Wohnformen historisch auf eine einzige „ideale“ verengt hatte, differenziert sie sich seitdem wieder aus (Häussermann und Siebel 1996, S. 317). Nicht zuletzt die 68er Bewegung hat die in den Köpfen verankerte „Normalität“ ausgehebelt und unter anderem mit den Kommunen eine Aufweichung der bis dahin noch verhandenen Vorschriften nach sich gezogen. So wurde unter anderem der Kuppelei-Paragraf verändert, der es einem Vermieter nicht risikolos erlaubte eine Wohnung an nicht-verheiratete Paare zu vermieten; WGs waren also eher eine untypische, vom Strafrecht nicht vorgesehene Wohnform, so normal sie heute auch sind. Auch die oben bereits erwähnten DIN-Normen fielen dem Fall des Idealtypus zum Opfer; DIN 18011 wurde in 1991, DIN 18022 in 2007 ersatzlos gestrichen. Heute ergibt sich mit WGs, Kleinfamilien in Land und Stadt, generationenübergreifendem Wohnen, ökologischen Dörfern und vielem mehr eine sehr diversifizierte Wohnlandschaft. Die Normalität als Durchschnitt auf der einen und als Idealbild auf der anderen Seite verliert demnach an Kontur.

Und nun?

So scheint unsere Familie also auf den ersten Blick tatsächlich so etwas wie die Normalität abzubilden, zumindest die Statistik und auch das vorherrschende Ideal des Wohnens legt dies nahe. Die Veränderung der Gesellschaftsstrukturen hin zu einer in den verschiedensten Lebensentwürfen und Wohnformen verwirklichten Diversität spricht jedoch gegen diese vereinfachte Betrachtung. Eine Entwicklung die ich durchaus begrüße, bietet sie jedem einzelnen doch die Möglichkeit aus vielen unterschiedlichen Lebensentwürfen zu wählen. Außerdem macht sie das Leben vielfältiger und interessanter, denn „die Normalität ist eine gepflasterte Straße; man kann gut darauf gehen – doch es wachsen keine Blumen auf ihr“; und wenn Vincent van Gogh recht mit dieser Aussage hatte, dann halte ich es mit einem kleinen schwedischen Möbelhaus und entdecke die Möglichkeiten die am Wegesrand stehen.



Quellen:

Häußermann, H. und Siebel, W.: Soziologie des Wohnens: eine Einführung in Wandel und Ausdifferenzierung des Wohnens. Weinheim und München: Juventa-Verlag, 1996.

Peuckert, R.: Familienformen im sozialen Wandel. Opladen, 1999.

Statistisches Bundesamt Deutschland (www.destatis.de)

Samstag, 30. Juli 2011

Die Standortfrage

Wie wollen wir wohnen? Und wo überhaupt?

Welche Kriterien sind ausschlaggebend für die Entscheidung der (Wohn-) Standortfrage? Zwischenzeitlich bin ich hin- und hergerissen zwischen meiner Heimatstadt Dortmund und Hamburg. Spricht man mit dem Hamburger, stellt sich hier überhaupt keine Frage. Fragt man den Dortmunder ist die Antwort zwiegespalten. Ich bin Dortmunderin und somit zwiegespalten. Einerseits wohne ich seit einem Jahr in der schönsten Stadt der Welt, wenngleich in einem Bezirk, der von den meisten Hamburgern eher als „unter Ferner liefen“ wenn überhaupt „wirklich“ als Hamburg bezeichnet wird. Wenn immer ich mich nördlich der Elbe bewege, bin ich hingerissen und begeistert von der Schönheit dieser Stadt. Ihrer Vielfalt, Lebendigkeit und ihrer- ja, wie lautet das korrekte Wort? Was beschreibt die Mischung aus Würde, Stolz und Selbstbewusstsein am treffendsten? Vielleicht einfach „hanseatische Lebensart“?! Wenn ich andererseits meine Heimat besuche, überwältigt mich erstmal nichts. Dortmund ist auf seine eigene Art und Weise schön und ich fühle mich hier wohl. Wie auf jede Stadt des Ruhrgebiets kann man auch hier die Zeile aus Herbert Grönemeyers „Bochum“ zitieren: „ Du bist keine Schönheit, vor Arbeit ganz grau, liebst Dich ohne Schminke, bist 'ne ehrliche Haut, leider total verbaut, aber gerade das macht Dich aus!“

Diese beiden Städte zu vergleichen ist ein bißchen so, wie mich selber mit, sagen wir mal: Heidi Klum, vergleichen. Wir sind beide Frauen, beide Mütter, beide verheiratet. Und um das klar zu stellen: in dem Vergleich bin ich definitiv Dortmund, wenngleich nicht grau und auch nicht total verbaut, aber das ist ja auch nicht wörtlich gemeint. Von außen betrachtet, ist Hamburg also definitiv schöner. Aber wie bei Menschen auch sieht man nicht auf den ersten Blick, was sich hinter der Oberfläche verbirgt. Die Analogie passt im Grunde sehr gut: ich kenne Dortmund, ich kenne mich- ich weiss, wer wir sind, was ich erwarten kann. Ich kenne hier viele Menschen und auch den Umgangston und weiss, dass man vom Äußeren nicht auf's Innere schließen kann. Frau Klum und Hamburg kenne ich mitnichten wie meine Westentasche. Sie sind schön, das wissen wir mittlerweile und definitiv auch teurer. Nicht, dass Dortmund und ich billig wären, aber das Preisniveau in Hamburg, insbesondere was das Wohnen angeht, ist ungleich höher. Außerdem ist der Wohnungsmarkt wesentlich härter umkämpft. Bevor ich hierher gezogen bin, war mir das Wort „Massenbesichtigung“ im Zusammenhang mit Wohnungssuche unbekannt und dass man für große Wohnungen in guter Lage ein vollständiges (Durchschnitts-) Einkommen kalkulieren muss, wäre mir im Traum nicht eingefallen.

Die Korrelation von Mietpreisniveau und sozialer Brennpunkt-Lage verhalten sich in Hamburg wesentlich stärker als in Dortmund antiproportional. Bevor wir in die schönste Stadt der Welt gezogen sind, bewohnten wir eine 120qm-Wohnung in guter Lage (nicht in Dortmund, sondern in diesem Fall in Osnabrück) und bezahlten warm 680 € - in Hamburg sind es für gut 80qm in nicht ganz so toller Lage 150 € mehr. Besuchte unsere ältere Tochter in Osnabrück eine Uni-Kita, in der der Akademikerkindanteil bei etwa 80% lag und der Umgangston insofern sehr gepflegt war, überforderte sie die Harburger Vorschule derart, dass wir sie abmelden mussten. Jedenfalls wissen wir jetzt, warum es in dieser Gegend wesentlich einfacher ist, familiengerecht große Wohnungen zu finden als beispielsweise in Eimsbüttel oder gar in Eppendorf.

Um es mit den Worten meines ehemaligen Dortmunder Mitschülers zu sagen, der sich auf dem 10jährigen Abinachtreffen erkundigte, WO in Hamburg ich denn wohne und auf die Antwort „Harburg“ trocken erwiderte: „Wieso denn da? Lebst Du von Hartz IV oder was?“ Nein, wir leben nicht von Hartz IV, aber wir hatten es eilig mit der Wohnungssuche und kannten uns in Hamburg nicht aus. Außerdem haben wir zwei Kinder und momentan nur ein Einkommen. Diese Argumente leuchteten ihm ein. Und ich bleibe hin- und hergerissen: Hamburg oder Dortmund? Wie gewichtet man die Kriterien (Schönheit, Vielfalt, Preis...) und welches Kriterium gibt letztendlich den Ausschlag für eine Entscheidung?

Sonntag, 3. Juli 2011

IBA_Hamburg – Besichtigung Projekt LichtAktiv Haus


Am 02.Juli haben wir das Velux LichtAktivHaus besichtigt. Als ein Projekt der IBA_Hamburg wurde hier ein Siedlerhaus modernisiert und energieeffizient gestaltet. Großzügige und von Licht durchflutete Räume, Behaglichkeit und angenehmes Raumklima kombiniert mit modernster Wohntechnik waren das Ziel bei der Planung des „VELUX Model Home 2020“.

Was in der Theorie gut klang, gefiel uns in der Praxis sogar noch besser. Die Räume des Hauses sind hell, klar und schnörkellos gestaltet; der Grundriss des Hauses ist intelligent und praktisch zugleich. So kann man den „privaten“ Bereich mit Schlaf- und Badezimmern sowie Bibliothek vom kommunikativen, „öffentlichen“ Bereich mithilfe zweier Schiebetüren bei Bedarf „trennen“.  Neben einem vom Elternschlafzimmer zugänglichen separaten Badezimmer, einem begehbaren Kleiderschrank und dem kombinierten Wohn-/Essbereich  finden wir vor allem die offene Struktur des Hauses sehr ansprechend. Die Technik des Hauses konnten wir zwar leider noch nicht  testen,  sie sah jedoch sehr vielversprechend aus!

Ein wunderschöner Garten, in dem unsere Töchter direkt die Gelegenheit genutzt haben, Kräuterdüfte zu schnuppern, ein riesiges Bücherregal im „Privatbereich“ des Hauses und rundherum angenehme Ausstrahlung haben uns bewiesen, dass das Planungsziel dieses Projekts auf bestmögliche Art und Weise erreicht wurde. Um es mit Ronjas Worten zusammenzufassen: „Hier will ich wohnen, Mama!“

Bastians Motivation

In meiner Ausbildung zum Zimmermann lernte ich verschiedene Möglichkeiten und Bautechniken im Bereich des Holzbaus kennen. Das Interesse und die Begeisterung an planerischen und ausführenden Tätigkeiten wurde innerhalb der Lehre bestärkt und sind Teil meiner Motivation zum Studium des Bauingenieurwesens. An der HafenCity Universität Hamburg erwerbe ich derzeit die grundlegenden Kenntnisse, die für Planung, Ausführung und Unterhaltung von Bauwerken erforderlich sind. Ein Gebäude ist für mich mehr als „nur ein Dach über dem Kopf“, die Entstehung beginnt weit vor der konkreten Bauplanung. Der gesamte kreative Prozess, von der Idee über die Planung bis zur Umsetzung muss die Interessen der Nutzer, die ortstypischen Gegebenheiten und den jeweils aktuellen Stand der Technik berücksichtigen.

An der Planung eines Bauwerks sind viele Menschen beteiligt. Nicht allein die Berechnungen der Statik sind von großer Bedeutung, auch an Ästhetik, Nachhaltigkeit und Energieeffizienz werden Ansprüche gestellt. Die Auswahl der Materialien mit ihren verschiedenen Kombinationsmöglichkeiten spielen hierbei eine große Rolle und stellen die Planer vor spannende Herausforderungen.

Bei der Realisierung von Gebäuden sollte meiner Ansicht nach immer auch die Frage berücksichtigt werden: Wie wollen wir wohnen/arbeiten/leben?

In diesem Blog will ich mich der Beantwortung dieser Frage im Hinblick auf die Vielfalt der technischen und gestalterischen Möglichkeiten beschäftigen.

Dirks Motivation

Die Frage wie wir wohnen wollen unterteilt sich für mich in zwei separate Bereiche. Der eine ist persönlich, die Frage wie ich mit meiner Familie wohnen möchte, der andere ist die Frage nach der gesellschaftlich geprägten Norm und den in unserer Gesellschaft akzeptierten, diversen Wohnformen, die sich im Laufe der letzten Jahrzehnte herausgebildet haben. Beide Aspekte der Frage sind für mich eine Motivation mich wieder verstärkt mit den Möglichkeiten des Wohnens auseinanderzusetzen.

Privat haben wir uns bisher noch nicht festgelegt, kennengelernt haben wir schon sehr unterschiedliche Wohnformen. Vom großzügig ausgelegten Einfamilienhaus mit Keller und Garage bis zur 4er-WG war alles dabei. Sowohl auf dem Land als auch in der Stadt haben wir gewohnt, entschieden haben wir uns aber für die Zukunft noch nicht. Sowohl das Wohnen in einem eigenen Haus etwas außerhalb des innerstädtischen Bereichs als auch in einer Wohnung mitten in einem der lebhafteren Viertel Hamburgs kommen für uns grundsätzlich in Frage. Während das eine durch viel Platz mit Garten besticht, hat die innerstädtische Infrastruktur mit leicht erreichbaren Angeboten auf der anderen Seite auch viele Vorteile.

Auf sozialwissenschaftlicher Ebene möchte ich die Fragen nach dem Wie und Wo des Wohnens, mit denen ich mich bereits in meiner Master-Arbeit auseinandergesetzt habe, weiter untersuchen. Nachdem ich bisher vor allem eine historische Betrachtung der Veränderung von Wohnformen und den Zusammenhang zu sozialem Wandel – sowohl in der Struktur aber vor allem auch in der Norm moderner Gesellschaften – vorgenommen habe, möchte ich nun meinen Fokus stärker auf aktuelle Tendenzen richten. Seit die 68er-Bewegung neben vielen anderen Restriktionen auch die (normativ) vorherrschende Wohnform der Kleinfamilie im Einfamilienhaus als Idealbild in Frage gestellt hat, fand in den letzten Jahrzehnten eine Diversifizierung der Wohnformen statt.

Hier durch die Beschäftigung mit verschiedenen Projekten einen Überblick zu gewinnen, das ist meine Motivation für diesen Blog; nicht zuletzt als Grundlage für eine weitere wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der Thematik des Wohnens. Die derzeit in Hamburg stattfindende internationale Bauausstellung hat meine Aufmerksamkeit erneut in diese Richtung gelenkt, nachdem ich nach meinem Studium vor allem den Start in den Beruf im Blick hatte. Mit den vielen verschiedenen Projekten bietet sich hier hoffentlich die Möglichkeit die Vielfältigkeit des Wandels zu beobachten.

Sonntag, 19. Juni 2011

Melanies Motivation

Die Frage, wie WIR wohnen wollen, lässt sich für mich nicht so ohne weiteres beantworten. Wie ICH wohnen möchte, schon viel eher. Allerdings haben sich meine Vorstellungen in den letzten Jahren durchaus gewandelt.

Als kleines Mädchen habe ich mir vorgestellt, in einem Schloss zu wohnen, mit einem eigenen Pferd. Als Prinzessin im Märchen- wie im Grunde fast jedes kleine Mädchen davon träumt. Dann habe ich Die Säulen der Erde gelesen und mir wurde bewusst, dass der verklärte Traum vom Märchenschloss wohl der Realität nicht würde standhalten können. Außerdem fand ich die Vorstellung ohne Zentralheizung und fließendes Wasser wohnen zu müssen- also in kalten, zugigen Räumen ohne morgendliches Warmduschen, dann doch etwas abschreckend. Praktische Überlegungen zu Instandhaltungskosten und Putzaufwand kamen mir später auch noch, so dass ich mich vom Leben auf dem Märchenschloss verabschiedet habe.

Nachdem ich aus meinem Elternhaus ausgezogen war, habe ich ganz verschiedene Arten des Wohnens erlebt:

  • In einer WG mit meiner Schwester und ihren Kindern in einem schönen, großen Haus mit Balkonen und Garten in bester Wohnlage,

  • allein in einem Ein-Zimmer-Apartment ohne Balkon ebenfalls in bester Wohnlage.

  • In einem niederländischen Studentenhaus mit drei Mitbewohnerinnen, das mit Balkon und riesigen, einfach verglasten Fenstern ausgestattet war und Nagetiere in der Wand beherbergte.

  • Zweimal wohnte ich zusammen mit meinem Mann in seinem Elternhaus (damals waren wir noch nicht verheiratet)- das erste Mal ohne Kind, das zweite Mal mit Kind- meine bislang einzige Wohnstation auf dem Land. Dort wohnten wir im Dachgeschoss eines Zweifamilienhauses mit Balkon. Den Garten konnten wir mitbenutzen.

  • Ich wohnte in einer Zweier-WG direkt an einer Bundesstraße in Innenstadtlage im ersten Stock mit Minibalkon zur Straße hin,

  • in einer Fünfer-WG im fünften Stock eines riesigen Rotklinkerhaus an einer anderen Bundesstraße in einer anderen Stadt ohne Balkon und mit einem Pennymarkt im Erdgeschoss.

  • Danach wohnte ich wieder allein in einem Einzimmerapartment im ersten Stock mit Blick auf den Hauptbahnhof und ungefähr zwanzig Gleise- in so umittelbarer Nähe, dass ich die Durchsagen an den Bahnsteigen hören konnte, wenn der Wind richtig stand.

  • Außerdem habe ich später als Vierer-WG in einer viereinhalb-Zimmer Altbauwohnung im dritten Stock gewohnt- auf 120qm zusammen mit einem Freund, meinem Freund und meiner älteren Tochter. Unser Mitbewohner hat zwischenzeitlich gewechselt, aber die Wohnung mit ihren hohen Decken und dem schönen Holzdielenboden war zauberhaft. Leider hatte sie keinen Balkon und der Garten war für uns auch nicht nutzbar.

  • Momentan wohne ich in einer vierzig Quadratmeter kleineren Wohnung im Süden von Hamburg zusammen mit meinen Töchtern und meinem Mann. Die Wohnung hat einen Balkon oder treffender: eine Loggia und Parkettboden. Das Bad ist winzig und seit den Siebzigern nicht mehr renoviert oder saniert worden.

Es ist okay, hier zu wohnen (genauso wie all die anderen Situationen wohnbar waren), denn als wir die Wohnung gesucht haben, war uns wichtig, baldmöglichst wieder zusammen zu wohnen, da mein Mann beruflich aus Osnabrück nach Hamburg gezogen war und die Pendelei uns nervte.

Es ist in Ordnung hier zu wohnen, aber es ist nicht traumhaft. Womit wir wieder bei der Frage wären: Wie wollen wir wohnen? Es gibt verschiedene Möglichkeiten und viele Aspekte, die eine Wohnsituation ausmachen. Vom Stadtteil mit seinen Eigenarten über die Anzahl der Zimmer, deren Gestaltung und den Menschen, mit denen man sich die Nachbarschaft teilt. Die Infrastruktur für Kinder, die Anbindung an den ÖPNV und die Erreichbarkeit von Freizeit- und Kulturangeboten sowie von Arbeitsplätzen. Die Energieeffizienz des Gebäudes und vieles andere mehr. Eine Antwort auf die Frage finde ich offensichtlich nicht in einem Satz, aber die Beschäftigung damit ist mir durchaus sehr wichtig, da die Wohnsituation meiner Erfahrung nach auch viel mit Zufriedenheit oder auch Frust zu tun haben kann und somit nicht unerheblich zur Lebensqualität beiträgt.

Donnerstag, 16. Juni 2011

Unsere Motivation


An dieser Stelle möchten wir erläutern, warum WIR, in diesem Falle Dirk, Bastian und Melanie Brockmeyer uns gemeinsam der Frage „Wie wollen wir wohnen?“ widmen. Wie konnte es dazu kommen, dass ausgerechnet wir drei uns diesem Thema widmen wollen? Zum einen verstehen wir uns gut und sind miteinander verwandt, verschwägert, verheiratet. Aber darin kann nicht die Ursache für diesen gemeinsamen Blog liegen, sonst müsste es ja unzählige Blogs zu diesem Thema geben.

Die Kombination unserer Interessen und beruflichen bzw. im Studium gewählten Schwerpunkte führte uns in zahlreichen Gesprächen zu der Erkenntnis, dass ein und dasselbe Thema aus unterschiedlichsten Gründen unser Interesse weckt und unsere Aufmerksamkeit auf sich zieht.

So interessiert sich Dirk als Sozialwissenschaftler vor allem für Wohnformen als Ausdruck gesellschaftlicher Strukturen und Werte. Auf deskriptiv beobachtender Ebene analysiert er die Zusammenhänge zwischen sozialem Wandel und den sich gleichzeitig ändernden Formen des zusammen (oder auch alleine) Wohnens. 
 
Die Beschreibung verschiedener Möglichkeiten des Wohnens, die Beobachtung von Auswirkungen von Architektur und Stadtplanung bliebe jedoch ohne Konsequenz für konkrete Projekte und Neu- bzw. Umbauten, gäbe es nicht Menschen wie seinen Bruder, der die aus der wissenschaftlichen Betrachtung gewonnenen Erkenntnisse in konkrete Gebäude umsetzen könnte und wollte.

Bastian geht es darum, im Rahmen seines Studiums Wege kennen zu lernen, die es den Menschen erlauben, sich die Wohnsituation zu schaffen, die sie sich wünschen. Nachhaltigkeit in der Architektur und im Bau ist hierbei ein wichtiger Aspekt, der jedoch nur funktionieren und auf Gegenliebe seitens der Wohnenden stoßen kann, wenn hierbei Gebäude entstehen, die mehr sind als nur ein Dach über dem Kopf.

Melanie kann kein durch Beruf oder Studium bedingtes Interesse an der Thematik vorweisen, dafür hat sie mehr Wohnsituationen erlebt als Bastian und Dirk zusammen, ist häufig umgezogen, vielseitig interessiert und nimmt in diesem Blog die Sicht des interessierten Laien ein. Wie wohl die Mehrheit der Menschen in unserer Gesellschaft, denn während jeder in diesem Land auf irgendeine Art und Weise wohnt, befassen sich die wenigsten von uns beruflich damit.